Seit gestern wohnen bei mir gegenüber ein paar Leute. Ein junges Ehepaar mit einem kleinen Jungen ... keine Ahnung wie alt der ist ... er brabbelt ... und geht mir ungefähr bis zur Kniescheibe ... und ...wie gesagt .. er brabbelt ... ich höre keine Helikopter, die hier am Strand entlang fliegen ... oder die Bauarbeiter, die ein paar Blocks weiter ein neues Luxushotel aus dem Boden stampfen ... aber die Brabbeln geht mir tierisch auf den Geist.
Deshalb kann ich den Mann gut verstehen, über den der Spiegel heute diese Geschichte veröffentlicht hat:



Vater liefert Kinder bei der Polizei ab

Seine elterliche Aufsichtspflicht hat ein Vater aus Rheinland-Pfalz nicht besonders ernst genommen. Weil er keine Lust hatte, auf seine drei Kinder aufzupassen, brachte der 45-Jährige sie kurzerhand zur Polizei.

Wörth - Der Vater aus dem rheinland-pfälzischen Wörth habe den Beamten gestern Abend über die Gegensprechanlage der Wache mitgeteilt, dass er die Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren zu seiner geschiedenen Frau zurückbringen wollte, diese aber nicht zu Hause sei, berichtete die Polizei heute.

Da er nun keine Lust mehr habe, länger auf die Kinder aufzupassen, lasse er sie bei den Beamten, die damit auch für sie verantwortlich seien. Er sei dann sofort mit seinem Wagen weggefahren, habe aber kurz darauf gestellt werden können. Die Beamten erreichten die Mutter und übergaben ihr die Kinder. Die Frau habe ihre Verspätung schlüssig erklären können, teilte die Polizei mit.

Am Freitag hatte ich einen kurzfristigen Termin in Doral ... einem etwas abgelegenen Stadtteil von Miami ... und so musste ich mir noch schnell einen Leihwagen besorgen. Da ich ausserdem meinen Vorrat an Getränken aufstocken wollte, benutze dich den Wagen auch noch um ein wenig einzukaufen. Wasserflaschen im Bus zu transportieren nervt einfach nur! :o)
Samstag habe ich mir dann auch noch ein paar Autohändler angeschaut, die besonders billige Autos anbieten .. naja ... Autos .... man sollte doch eher sagen ... Buy a wreck :o) Zwei Wagen sehen aber gar nicht so schlimm aus ... mal gucken, ob ich da mal eine Testfahrt vereinbare ... der eine Wagen ist ein Pontiac Sunfire ... und der andere Wagen ein 94er Dodge Minivan.
Nach den Autohändlern bin ich dann in den Sumpf gefahren ... ich wollte mir doch mal anschauen, ob Rita da sichtbare Schäden angerichtet hat.
Es gibt da eine "Loop Road" die durch einen Teil der Everglades führt ... wirkliche Schäden konnte ich da nicht entdecken ... allerdings war die Strasse (ca. 30 mls) zu 80% überflutet.
Diese Strasse ist im Sommer nie ganz trocken ... dort gibt es immer Abschnitte, wo es grosse Wasserflächen gibt ... aber über so lange Strecken ist es wirklich ungewöhnlich. An eine Szene werde ich mich wohl lange erinnern ... wenn du über eine Strasse fährst ... und links aus dem Fenster schaust ... könnte es sein, dass die Strassenbedingungen nicht optimal sind, wenn neben dir eine Wasserschildkröte herschwimmt. :o)
Wegen den Bedinungen auf der Strasse kam ich in etwas Zeitdruck ... um den Wagen noch rechtzeitig bei Alamo abzugeben musste ich etwas schneller fahren, als es normalerweise sinnvoll wäre ... dadurch spritzte das Wasser regelmässig bis über das Dach ... ich schaffte es aber noch rechtzeitig zurück ... aber als der Typ von Alamo um das Auto herumging hörte ich ein lautes .."Oh shit" ....
Der Wagen sah vorne ganz ok aus .. Ok .. da waren ein paar Schlammspritzer auf der Motorhaube ... die Türen und Fenster waren auch dreckig .. .aber als ich zu Heck des Autos kam, wusste ich was der Typ so erstaunte. Der Wagen sah aus, als ob er gerade von der Rallye Paris - Dhakar kam ... die Wagenfarbe dort war einer grauen Schlammschicht gewichen ... nur das Teil, den der Heckscheibenwischer abdeckte war noch einigermassen sauber. Ich dachte schon, dass ich nun doch etwas Ärger bekäme .. aber der Typ von Alamo meinte nur .. Don't worry ... but you have to tell me where you can have so much fun with a car ...;o)

Ach ja ...
Ich habe heute eine richtig nette SMS von einer Freundin aus Dortmund bekommen:
ich hoffe es geht dir gut ... ein Tornado jagd den anderen ... ich denke dann immer: den Jörg weht ein Tornado so schnell nicht weg ... be careful
it made my day!

So ... Rita ist Geschichte ... es war lange nicht so schlimm wie Katrina ... ein sehr heftiger und langer Sturm ... aber das Zentrum lag ja auch fast immer mind. 200 mls südlich von hier.
Als ich gestern nacht schlafen ging war Rita noch ein Hurricane der Stufe 1 ...morgens war es dann schon ein Kat. 4 .... und mittlerweile ist es ja schon die höchste Kategorie 5. Rita nimmt ja Kurs auf Texas .. ich bin mal gespannt wie FEMA in "Gods own State" reagiert ... :o)
Auf jeden Fall stehen jetzt schon Busse bereit, um die armen und kranken Menschen von der Küste zu evakuieren. Ab morgen werden alle Auto in beide Richtungen zu Einbahnstrassen ... niemand darf dann mehr in die Küstenregion fahren.

Hier ist er wieder ... euer netter Hurricane Reporter aus Süd Florida ...
Nun warten wir also auf Rita ... der 17 Sturm in diesem Jahr, der stark genug ist, um vom nationalen Wetterzentrum einen Namen zu bekommen .
Angesichts der Verwüstung, die Katrina vor knapp einem Monat angerichtet hat, habe ich den Eindruck, dass die Offiziellen und die Presse versuchen unter der Bevölkerung eine Panik zu verbreiten. Aber - zumindest hier in Miami Beach - scheint das nicht wirklich zu funktionieren.
Hier ein paar Fakten über den Sturm und den Folgen:
Der tropische Sturm Rita (in ein paar Stunden wird es wohl ein Hurricane) ist z.Zt. ca. 200 südöstlich Floridas. Trotzdem spüren wir die Folgen schon seit einigen Tagen. Seit gestern ist es wirklich windig ... Windgeschwindigkeiten von bis zu 40 mls/h (also ca. 65 km/h) kann man hier am Strand durchaus erleben. Das ist nicht wirklich unangenehm gewesen ... denn wir haben ja immer noch ca. 33°C Lufttemperatur. Gestern nachmittag so gegen 18 Uhr hatten wir dann die ersten heftigen Regenfälle ... die kombiniert mit dem starken Wind doch schon recht eindrucktsvoll waren. Da der Wind fast direkt aus nördlicher Richtung kam, schlug der Regen fast direkt auf mein Badezimmerfenster. Der Wind drückte die Scheibe soweit in den Rahmen hinein, dass durch die entstehenden Spalten tatsächlich etwas Regen hinein kam. Das war nicht tragisch ... nur etwas Feuchtigkeit ... aber im ersten Moment erschreckt man schon.
Der Rest der Nacht war relativ ruhig. Ein paar Gwitter ... aber nichts Ungewöhnliches.
Offiziell ruht heute das Leben in Miami. Die öffentlichen Verkehrsmittel fahren im Samstagsfahrplan ... in Broward fahren sie gar nicht. Brücken werden gesperrt. Miami Beach soll, wenn möglich, freiwillig evakuiert werden. Ich frage mich allerdings, wie das gehen soll, wenn die Brücken gesperrt werden ... WIR LEBEN HIER AUF EINER INSEL! ;o)
Die Verwaltung arbeitet nicht usw ...
Aber das ist das offizielle Leben ... im privaten Bereich geht es durchaus normal weiter ... der Flughafen ist noch geöffnet ... die schliessen erst, wenn der Wind über 50 mls schnell wird ... das dürfte nicht mehr sehr lange dauern ... die Clubs und Bars in South Beach hatten auch fast alle geöffnet ... da wurde der Sturm gefeiert.
Das ist aber wohl noch nichts gegenüber Key West. Ich mag ja diese kleine Insel dort unten sehr ... sie nennt sich ja selber Conch Republic ... um anzudeuten, dass sie nur wenig mit dem Festland USA gemeinsam haben. Dort unten wird - wie bei jedem Hurricane - Hurricane Parties gefeiert ... zum Entsetzen der Reporter hatten die Bars auf der Duval Street geöffnet und es wurde heftig gefeiert. Zwar betonten die Reporter immer wieder, dass Key West u.U. durch eine Springflut überflutet werden könnte ... es leider zu spät sei, die Insel zu verlassen, da es zu gefährlich sei sich auf dem Atlantic Highway zu wagen ... aber diese ernsten Nachrichten werden doch etwas "verwässert" wenn genau in diesem Augenblick ein local auf seinem Fahrrad durch das Bild fährt um in die nächste Kneipe zu kommen. Nun ja ... einige Familien dort unten sind stolz darauf, seit 8 Generationen noch nie eine Hurricane Evakuierung mitgemacht zu haben ... ;o) Es ist schon ein lustiges Völkchen dort unten ... :o)

... nein ... nicht warten auf Goudot ... sondern auf Rita ... den 18 tropischen Sturm, der in dieser Saison einen Namen bekommen hat. Irgendwie ist diesmal alles anders ... es ist - bis jetzt - nur ein tropischer Sturm ... also Windgeschwindigkeiten um ca. 50 mls/h ... aber die Reporter ticken schon völlig aus ... seit gestern gibt es eine Hurricane Warning für die lower Keys ... also alles was südlich der 7 miles bridge ist ... alle Touristen müssen die Gegend verlassen ... alle Bewohner von Mobilhomes ( das sind diese berühmt-berüchtigten Sperrholzhäuser) sollen alles liegen und stehen lassen und auf das Festland flüchten.
Seit ein paar Stunden ist diese Warnung nun auch auf Miami Beach ausgeweitet worden ... also eine freiwillige Evakuierung wurde angeordnet ... Hier herrscht noch immer tolles Wetter ... ca. 33°C ... allerdings ist der Wind schon ziemlich heftig. Im TV wurde gerade mitgeteilt, dass alle Schulen und Büros morgen geschlossen sind ... die Studenten wurden für heute nach Hause geschickt, um bei der Sicherung der Häuser zu helfen. Es wird mit Überschwemmungen und Stromausfällen gerechnet ... die grossen TV Sender haben ihre Notfallmanschaften zusammen, die ab jetzt im Sender wohnen und praktisch ein 24h Wetterprogramm fahren. Noch sind Helikopter unterwegs, die von der US1 berichten, um die Evakuierung der Florida Keys zu dokumentieren.
Das verspricht mal wieder eine spannende Nacht zu werden ...
Ach ja ..falls ich nicht erreichbar bin .. keine Panik ... ich wohne in einem wirklich stabilen Haus ... aber es kann natürlich sein, dass ich für einige Zeit kein Strom haben werde. Ich werde mich jetzt auch noch mit etwas Nahrung eindecken, die ich nicht zubereiten muss ...